Verstädterung

  • Beginn 19. Jhd.: 3% der Bevölkerung lebt in Städten
  • 1900: eine einzige Millionenstadt (London)
  • 1950: 83 Millionenstädte
  • heute: 500 Millionenstädte
  • 2008: über 50% der Bevölkerung lebt in Städten

Hauptthesen:

  1. Bis 2025 werden rund 70% der Menschen in Städten wohnen.
  2. Der größte Zuwachs vollzieht sich in Afrika. In Asien werden rund 3 Mrd. Menschen in einer Stadt wohnen.
  3. In Europa, Nordamerika und Australien kommt es zu einer Abschwächung des Prozesses, wobei die Verstädterungsrate zurzeit sehr hoch ist.
  4. Lateinamerika hat bereits einen hohen Verstädterungsgrad, aber die Probleme werden zunehmen.

Definitionen:

  • Stadt
    • Städte sind Standorte, die die Grundbedürfnisse des Menschen(Arbeiten, Wohnen, Bildung, Versorgung, Erholung, Bewegung, Infrastruktur) auf engstem Raum befriedigen.
    • In der Stadt ist eine überdurchschnittlich hohe Konzentration von Bevölkerung, Wirtschaft, Infrastruktur und Siedlung.
    • Städte sind immer Ausdruck des Entwicklungsstandes der Menschen(technisch, politisch, sozial, gesellschaftlich, religiös)
  • Pullfaktoren
    • Gründe, die für die Bevölkerung oder Wirtschaft anziehend wirken und damit eine Wanderbewegung auslösen(Landflucht)
    • Im engeren Sinne bezeichnet man damit die Anziehungskraft der großen STädte auf die Bevölkerung in den ländlichen Räumen
  • Pushfaktoren
    • Gründe, die die Bevölkerung oder die Wirtschaft zum Abwandern bewegen, vor allem die unzureichenden Lebensumstände und Einkommensmöglichkeiten in den ländlichen Räumen
    • z.B. neue bessere Existenz in der Stadt, Armut, Hunger

Gliederungsmöglichkeiten:

  1. statistisch (nach der Einwohnerzahl)
    • die Stadt beginnt bei 2000 Einwohnern
    • innerhalb Deutschlands:
      • 4 Millionenstädte (Berlin: 3,4Mio., Hamburg: 1,8Mio., München: 1,3Mio., Köln: 1,08Mio.)
      • Großstadt: ab 100 000
      • Mittelstadt: ab 20 000
      • Kleinstadt: unter 20 000
    • weltweit:
      • Megacitys: ab 5Mio.
      • Metacitys: ab 20Mio.
      • Megalopolis(Städtebänder): San-San, Boswash, Tokaido
    • 100 Länder der Erde haben weniger als 10Mio. Einwohner
  2. genetisch(nach der Entstehungszeit)
    • in Deutschland:
      • Römerstädte(Köln, Trier, Regensburg)
      • Hansestädte(Hamburg, Bremen)
      • Mittelalterstädte
      • Bergbaustädte(Freiberg, Schmiedeberg)
      • Salzstädte(-hall, -sulz)
      • Messestädte(Leipzig)
      • absolutistische Planstädte(Dresden)
      • Industriestädte
  3. nach der heutigen Funktion
    • politisch (Hauptstadt, überregionale Funktion)
    • wirtschaftlich(Hafenstadt, Messestadt)
    • kulturell(Universitätsstadt, Weinstadt)
  4. nach dem Kulturraum
    • orientalische Stadt
    • lateinamerikanische Stadt
    • nordamerikanische Stadt
    • mitteleuropäische Stadt
  5. Ausnahmen/neue Städte
    • Brasilia, Astana
    • China, Wüstenstädte

Verlauf und Ursachen des Verstädterungsprozesses in Industrie- und Entwicklungsländern

Industrieland Entwicklungsland
  • Beginn des 19. Jhd. durch Industrialisierung ⇒ gemäßigtes Wachstum bis ins 20. Jhd. ⇒ heute weitgehend abgeschlossen
  • Binnenwanderung
  • Agrarreform
  • Tertiärisierung
  • Eingemeindungen
  • Beginn des 20. Jhd., besonders nach dem 2. Weltkrieg
  • geht der Industrialisierung voraus
  • unkontrollierter Prozess
  • stärkeres, schnelleres Wachstum
  • doppelter Druck ⇒ Zuwanderung + natürliches Bevölkerungswachstum
  • Metropolisierung = enormes Wachstum und absolute überregionale Bedeutung von einer oder wenigen Städten eines Landes ⇒ Ursachen: Push- und Pullfaktoren


Risiko
(Nachteile)
Chance
(Vorteile)
  • ökologische Auswirkungen:
    • schnelle Expansion und große Flächeninanspruchnahme
    • Überlastungs- und Umweltprobleme
  • sozioökonomische Auswirkungen:
    • hohe Anzahl von Marginalsiedlungen (60% der Einwohner)
    • innerstädtische Slums, randstädtische Hüttensiedlungen, Grated Communities
    • 50% der Einwohner arbeiten im informellen Sektor
    • steigendes Risiko der sozialen und politischen Unkontrollierbarkeit
  • Bildungsgrad, Gesundheitsniveau und Lebensqualität steigen
  • Agglomerationseffekte
  • Erhöhung des Wirtschaftswachstums, des effizienteren Ressourcenverbrauchs und der sozialen Teilhabe
  • Förderung des sozialen Wandels
  • neue Formen des kollektiven Handelns
  • Marginalsiedlung ≠ Hoffnungslosigkeit
  • Streben der Bewohner nach wirtschaftlichem und sozialem Aufstieg